Warum denken manche Menschen, dass sie unfähig sind zu trauern?
Trauer ist eine natürliche Reaktion auf den Verlust eines geliebten Menschen. Jeder Mensch kann trauern und es gibt unterschiedliche Wege dies zu tun. Trauer wird sehr unterschiedlich erlebt und ausgedrückt und sollte daher niemals verglichen oder gar bewertet werden. Es gibt kein Richtig und kein Falsch.
Wichtig ist, dass man sich Zeit und Raum für die Trauer nimmt, denn sie wird einen ein Leben lang begleiten. Dennoch klagen viele Trauernde darüber, dass sie Schwierigkeiten haben, mit ihrer Trauer umzugehen. Woher kommt dieses Problem? Wir haben hier mögliche Gründe für dieses Problem für dich zusammengefasst:
- Verdrängung
Trauer kann ein intensives Gefühl sein, das mit Schmerz, Verlust und Traurigkeit einhergeht. Viele Trauernde versuchen, diese Emotionen zu vermeiden oder zu unterdrücken, indem sie sie verdrängen. Dies kann zu dem Gefühl führen, nicht trauern zu können.
- Soziale Erwartungen
In einigen Kulturen oder Familien wird Trauer möglicherweise nicht offen ausgedrückt oder es wird erwartet, dass man stark bleibt und seine Emotionen kontrolliert. Menschen, die in solchen Umgebungen aufgewachsen sind, können Schwierigkeiten haben, ihre eigene Trauer zuzulassen oder sich erlauben, sie zu zeigen.
- Unerfüllte Trauerarbeit
Trauer ist ein natürlicher Prozess, der Zeit und Raum braucht, um verarbeitet zu werden. Wenn Trauernde keine Gelegenheit haben oder hatten, ihre Trauer auszuleben oder den Verlust zu verarbeiten, kann das Gefühl entstehen, nicht trauern zu können.
- Emotionaler Rückzug
Manche Menschen haben Schwierigkeiten, ihre eigenen Emotionen zu erkennen oder auszudrücken. Sie distanzieren sich von ihren Gefühlen oder haben Schwierigkeiten, Zugang zu ihren Emotionen zu finden. Dies umfasst dann auch die Trauergefühle.
Bedenke bitte jederzeit: Jeder Trauerprozess ist absolut individuell und sollte nicht mit anderen verglichen werden. Jeder Verlust ist anders und es gibt unendlich viele Einflüsse auf den Trauerprozess. Es ist wichtig, sich selbst die Erlaubnis zu geben, zu trauern und dabei auf die eigenen Bedürfnisse zu hören.
Warum ist Verdrängung nicht gut?
Das Verdrängen von Trauer kann langfristig negative Auswirkungen auf die psychische und emotionale Gesundheit haben. Doch was bedeutet das konkret? Wir haben einige Beispiele für dich zusammengetragen, wie sich verdrängte Trauer zeigen kann:
- Unverarbeitete Emotionen
Wenn man Trauer verdrängt, werden die damit verbundenen Emotionen nicht verarbeitet. Dadurch kann es zu einer Verzögerung oder Hemmung des Trauerprozesses kommen.
- Psychische Belastung
Unterdrückte Emotionen können sich im Laufe der Zeit ansammeln und zu einer erhöhten Anspannung oder Angst führen. Nicht zugelassene Trauer kann zudem weitere Aspekte des alltäglichen Lebens beeinträchtigen, wie zum Beispiel Beziehungen, Leistung und die allgemeine Lebensqualität.
- Körperliche Auswirkungen
Die Unterdrückung von Trauer kann auch körperliche Auswirkungen haben. Körper und Geist sind eng miteinander verbunden, und emotionale Unterdrückung kann zu körperlichen Beschwerden wie Spannungskopfschmerzen, Magen-Darm-Problemen, Schlafstörungen oder einem geschwächten Immunsystem führen.
- Verzögerte Trauerarbeit
Trauer ist ein natürlicher Weg, um einen Verlust zu verarbeiten und die Anpassung an ein Leben, ohne die verstorbene Person zu ermöglichen. Indem man Trauer verdrängt, verzögert man den Trauerprozess.
- Beziehungsprobleme
Das Verdrängen von Trauer kann auch Auswirkungen auf Beziehungen haben. Wenn man seine Trauer vor anderen versteckt oder unterdrückt, kann dies dazu führen, dass man sich isoliert oder emotional distanziert. Es kann auch dazu führen, dass man Schwierigkeiten hat, Unterstützung von anderen anzunehmen oder Verbindungen zu pflegen.
Trauer ist ein natürlicher Prozess. Es ist in Ordnung, traurig zu sein und sich die Zeit zu nehmen, um zu trauern. Wenn man Schwierigkeiten hat, mit Trauer umzugehen oder das Gefühl hat, dass die Trauer überwältigend ist, kann es hilfreich sein, mit anderen darüber zu reden oder sich professionelle Unterstützung zu suchen.
Wie beeinflussen soziale Erwartungen unsere Trauer?
Soziale Erwartungen können einen erheblichen Einfluss auf unsere Trauer haben. Im Laufe des Trauerprozesses werden wir mit sehr vielen sozialen Situationen konfrontiert, die unsere Trauer beeinflussen können oder andersherum von unserer Trauer beeinflusst werden.
Dazu zählen auch die Reaktionen anderer auf die eigene Trauer und den Umgang mit dieser. Oft passen die Erwartungen im Umgang mit der Trauer anderer nicht zu dem eigenen Erlebnis der Trauer, was zu Konflikten im eigenen Umgang mit dem Trauerprozess führen kann. Hier sind einige Beispiele für solche Erwartungen, die bei Trauernden zu Problemen führen können:
- Unterdrückung von Emotionen
In einigen Kulturen oder Gesellschaften wird von Trauernden erwartet, ihre Emotionen zu kontrollieren und nicht öffentlich auszudrücken. Dies kann dazu führen, dass die Trauer unterdrückt oder verborgen wird, um den sozialen Normen zu entsprechen.
- Zeitliche Begrenzung
Oftmals wird von Trauernden erwartet, dass sie eine bestimmte Zeitspanne für ihre Trauer einhalten. Es gibt eine Erwartung, dass die Trauernden nach einer gewissen Zeit „damit klarkommen“ oder ihre Trauer hinter sich lassen sollten. Dadurch fühlen sich viele Trauernde unter Druck gesetzt, ihre Trauer schnell zu bewältigen.
- Stigmatisierung von Trauer
Menschen in Trauer oder Menschen, die ihre Trauer offen zeigen, werden möglicherweise stigmatisiert oder als „schwach“ betrachtet. Trauernde können somit das Gefühl bekommen, dass sie negativ beurteilt werden, wenn sie ihre Trauer offen zeigen oder um Unterstützung bitten. Dies kann dazu führen, dass sie ihre Trauer verstecken und sich isoliert fühlen.
- Erwartungen an die Stärke
Oftmals wird von Trauernden erwartet, dass sie stark und gefasst bleiben. Dies kann dazu führen, dass sie ihre Emotionen zurückhalten und ihre Verletzlichkeit nicht zeigen möchten.
- Mangel an Unterstützung
Soziale Erwartungen können auch dazu führen, dass Trauernde sich scheuen, um Unterstützung oder Hilfe zu bitten. Sie können das Gefühl haben, dass ihre Trauer nicht ernst genommen wird oder dass sie alleine damit umgehen müssen. Dies kann den Trauerprozess erschweren und zu einem Gefühl der Isolation führen.
Du darfst dir selbst erlauben, die eigenen Emotionen auszudrücken, unabhängig von den sozialen Erwartungen. Unterstützung von verständnisvollen Personen kann dabei helfen, mit sozialen Erwartungen umzugehen und den Trauerprozess besser zu bewältigen.
Was ist unerfüllte Trauerarbeit?
Unerfüllte Trauerarbeit bezieht sich auf Situationen, in denen Trauernde Schwierigkeiten haben, den Verlust angemessen zu verarbeiten und zu trauern. Sozusagen eine Art Blockade oder Verzögerung im Trauerprozess, bei der die Trauer nicht vollständig durchlebt wird. Dies kann verschiedene Gründe haben, wie zum Beispiel die Vermeidung von Trauer oder fehlende Unterstützung. Viele Trauernde versuchen, die Trauer zu vermeiden oder zu unterdrücken, weil sie Angst vor den intensiven Emotionen haben, die damit verbunden sind.
Soziale Unterstützung kann dabei helfen. Wenn Trauernde jedoch keine Unterstützung erhalten, kann dies den Trauerprozess erschweren. Unerfüllte Trauerarbeit kann negative Auswirkungen auf das psychische und emotionale Wohlbefinden haben. Sie kann zu anhaltenden emotionalen Schmerzen, Depressionen, Angstzuständen, Schwierigkeiten in Beziehungen oder anderen psychischen Herausforderungen führen.