Alkohol – das passiert in deinem Körper
Der Wunsch, den Kopf in der Trauer einfach einmal freizubekommen oder die Gefühle und Gedanken abzuschalten, führt manchmal zu (übermäßigem) Konsum von Alkohol. Denn Alkohol gibt uns kurzfristig positive Gefühle: Wir fühlen uns entspannt, weniger ängstlich und haben den Eindruck für einen Moment abschalten zu können.
So verbessert sich kurzfristig unsere Stimmungslage und es kann das Gefühl entstehen, dass wir uns von unserer Trauer distanzieren können. Das liegt daran, dass Alkohol in deine Gehirnchemie eingreift. Alkohol steuert die Ausschüttung bestimmter Botenstoffe. Dabei verstärkt Alkohol die Ausschüttung von bremsenden Botenstoffen und verringert die Ausschüttung von erregenden Botenstoffen. Die Folge: Du fühlst dich kurzfristig entspannt und weniger ängstlich!
Klingt super? Es gibt aber einen Haken!
Rebound Effekt oder warum Trauer im Hangover besonders stark ist
Du hast eine Nacht mit etwas viel Alkohol hinter dir und deine Trauer fühlt sich heute doppelt so stark an? Du fühlst dich ängstlicher, bist nicht gut drauf und grübelst viel? Wenn dir das Szenario bekannt vorkommt, hast du den Rebound-Effekt von Alkohol erlebt.
Das Problem am Entspannungseffekt von Alkohol ist nämlich, dass es nur ein kurzfristiger Effekt ist. Langfristig kehrt sich der Effekt einfach um! Der sogenannte Rebound-Effekt von Alkohol beschreibt, dass im Anschluss an den Alkoholkonsum vermehrt Botenstoffe ausgeschüttet werden. Diese führen dazu, dass du 24 bis 48 Stunden nach dem Alkoholkonsum ängstlicher, depressiv verstimmter oder angespannter sein wirst und mehr grübelst.
Doch was macht es so schwer, Alkohol einfach ganz wegzulassen?
Langfristige Folgen
Das Problem an der Wirkung von Alkohol auf deinen Körper ist, dass sich dein Körper nur die unmittelbare, positive Wirkung merkt. Viele Trauernde verbinden mit Alkohol Entspannung und Sorgenfreiheit, obwohl Alkohol genau das Gegenteil bewirkt.
Regelmäßiger Konsum führt zu einem nachhaltigen Durcheinander in deiner Gehirnchemie. Dabei reicht schon eine geringe Menge wie ein- bis zweimal die Woche. Anstatt einen langfristigen Entspannungseffekt zu verspüren, reduziert sich die körpereigene Fähigkeit zur Entspannung. Daher möchten wir Dir gerne einige alternative Entspannungsstrategien vorstellen.
Abhilfe gegen den Rebound
Wenn du bemerkst, dass dein Alkoholkonsum in der Trauer angestiegen ist oder du das Gefühl hast, dass der Konsum eine bewährte Problemlösestrategie für dich ist, gibt es einiges, was du dagegen machen kannst. Es besteht kein Grund zur Panik. Folgende Strategien haben sich bei vielen Trauernden bereits bewährt:
- Schärfe deine Selbstwahrnehmung und protokolliere deinen Konsum. Schreibe auf, in welchen Situationen du was und wie viel konsumiert hast. Überlege dann weiter, welches Bedürfnis in dieser Situation im Vordergrund stand und wie du es alternativ befriedigen kannst.
- Werte dich nicht ab! Dir fehlt es zurzeit an hilfreichen Alternativen. Das Gute ist: Daran kann man arbeiten! grievy gibt dir in der gesamten App hilfreiche Ideen zu vielfältigen Umgangsstrategien für deine Trauer 💛.
- Sprich mit einer Person deines Vertrauens darüber.
- Suche dir bei Bedarf rechtzeitig professionelle Hilfe. Wir ermutigen dich, deine Bedenken oder Fragen mit deinem Arzt zu besprechen.
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Quellen
Pitman, A., Stevenson, F., King, M. and Osborn, D. (2020). Self-Reported Patterns of Use of Alcohol and Drugs After Suicide Bereavement and Other Sudden Losses: A Mixed Methods Study of 1,854 Young Bereaved Adults in the UK. Frontiers in Psychology, 11, https://doi.org/10.3389/fpsyg.2020.01024.
Knabbe, J., Protzmann, J., Schneider, N. and Cambridge, S. B. (2022). Single-dose ethanol intoxication causes acute and lasting neuronal changes in the brain. Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), 119, https://doi.org/10.1073/pnas.2122477119.