Erzähle von Spirit. Wie habt ihr zueinander gefunden?
Mit fünfzehn bekam ich Spirit, einen dreijährigen Hannoveraner Wallach. Er war mein erster eigener „Großer“, nachdem ich jahrelang nur Ponys geritten hatte. Spirit war ein Fuchs mit einer markanten weißen Blesse und vier weißen Socken – und er war eine echte Herausforderung. Temperamentvoll, sensibel und manchmal auch ein bisschen dickköpfig. Aber genau das machte unsere Beziehung so besonders.
Wie habt ihr euch kennengelernt und zusammengefunden?
Die ersten Monate waren nicht einfach. Spirit testete mich, und ich musste erst lernen, seine Sprache zu verstehen. Doch mit der Zeit wuchsen wir zu einem echten Team zusammen. Wir trainierten für Turniere, aber noch wichtiger waren unsere gemeinsamen Ausritte. Spirit liebte es, durch den Wald zu galoppieren, und ich liebte es, ihm dabei zu vertrauen.
Wie erfuhrst du von seiner Krankheit?
An einem Herbstmorgen war plötzlich alles anders. Spirit stand nicht wie gewohnt an der Box, als ich kam. Er lag in der Box, schweißgebadet und mit sichtbaren Kolikschmerzen. Die Tierärztin kam sofort, aber die Behandlung schlug nicht an. Die Diagnose: Darmverschlingung. Eine Operation war die einzige Chance.
Wie war der Tag, an dem du ihn verloren hast?
Die Fahrt zur Pferdeklinik war wie ein Albtraum. Ich saß vorne im Transporter, während hinten mein bester Freund um sein Leben kämpfte. In der Klinik ging dann alles sehr schnell. Die Chirurgen taten ihr Bestes, aber der Darm war bereits zu stark geschädigt. Spirit wachte nicht mehr aus der Narkose auf.
Wie waren die ersten Tage nach seinem Tod?
Ich konnte es nicht fassen. Morgens war ich noch voller Vorfreude auf unser Training losgefahren, und am Nachmittag musste ich ohne ihn nach Hause. Der Stall, eigentlich mein Zufluchtsort, wurde plötzlich zu einem Ort voller schmerzlicher Erinnerungen. Spirits Box war leer, sein Halfter hing verlassen am Haken, sein Sattel stand unbenutzt in der Sattelkammer.
Wer oder was hat dir in dieser Zeit geholfen?
Die anderen aus dem Stall waren eine große Stütze. Sie verstanden, was ich durchmachte, ohne dass ich viel erklären musste. Besonders Lisa, meine beste Stallfreundin, war immer für mich da. Sie zwang mich zu nichts, bot mir aber an, ihr Pferd mit zu versorgen, damit ich weiterhin einen Grund hatte, in den Stall zu kommen.
Was waren die schwierigsten Momente?
Die ersten Wochen waren schwer. Ich vermisste alles – den Geruch seines Fells, das Geräusch seines Schnaubens, die morgendliche Begrüßung. Am meisten vermisste ich unsere stillen Momente: wenn ich einfach an seiner Box saß und er seinen Kopf auf meine Schulter legte.
Wie hast du einen Weg gefunden, mit der Trauer umzugehen?
Mit der Zeit begann ich, die schönen Erinnerungen mehr zu schätzen als den Schmerz zu fürchten. Ich sortierte Spirits Turnierabzeichen und Schleifen und gestaltete ein Album mit Fotos und Erinnerungen. Die Stallgemeinschaft organisierte eine kleine Gedenkfeier, bei der wir alle unsere Geschichten mit Spirit teilten. Es tat gut zu hören, wie viele Leben er berührt hatte.
Wie schaust du heute auf alles zurück?
Heute, eineinhalb Jahre später, bin ich wieder regelmäßig im Stall. Ich reite verschiedene Pferde für andere Besitzer und gebe Reitunterricht für Anfänger. Jedes Pferd ist anders, und keines ist wie Spirit – das soll auch so sein. Er hat mir beigebracht, dass jede Beziehung zu einem Pferd einzigartig ist.
Was hast du aus dieser Erfahrung gelernt?
Aus dieser schweren Zeit habe ich vor allem gelernt, dass die Bindung zu einem Pferd etwas ganz Besonderes ist und auch so betrauert werden darf – sie verdient die gleiche Wertschätzung wie jede andere tiefe Beziehung. Eine verständnisvolle Gemeinschaft ist in der Trauerzeit unbezahlbar wertvoll, denn sie versteht ohne große Worte, was man durchmacht.
Wichtig ist es, seinem eigenen Tempo zu folgen, sowohl beim Trauern als auch beim Weg zurück in den Alltag – niemand sollte sich unter Druck setzen lassen. Mit der Zeit können Erinnerungen zu einem wertvollen Schatz werden, den man für immer im Herzen trägt, und die Liebe zu Pferden kann auch nach einem Verlust weiter bestehen und neue Wege finden.